Literarische Bauausstellung

Die Geschichte/n eines Ortes ~ Wolfgang Wache

Gehe einen Schritt, lasse den zweiten folgen.
Schreite voran.
Verweile einen Moment.
Erinnere dich an die Wegstrecke,
die bereits hinter dir liegt.

Was ist geblieben in der Entwicklungsgeschichte eines Ortes. Dieser Frage gehe ich nun seit vielen Jahren in meiner künstlerischen Arbeit nach. Ich freue mich, dass sich in Brieske Menschen zusammengeschlossen haben, die auf diese Frage ebenfalls eine Antwort suchen. Es geht darum, Neues aus der Vergangenheit dieses, einst ärmlichen, Fischerdorfes Brieske zu erfahren. So manche historische Dokumente wurden bereits zusammengetragen und archiviert. Ein Schwerpunkt in der geschichtlichen Aufarbeitung ist die Veränderung dieser Region um Brieske mit der Erschließung des Bergbaus. Ich würde so gern erfahren, wie die Einwohner dachten, als sie miterlebten, wie das weit über die Landesgrenzen beliebte Naturparadies, der Skyroteich, dem neuen Tagebau „Grube Marga“ weichen musste. Welche Veränderungen fanden statt, als aus Fischern, Muldenherstellern, Holzbearbeitern und Bauern Bergarbeiter wurden. Was geschah im täglichen Leben der Einwohner, als die historischen Abläufe wie Erster Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise in den Zwanziger Jahren, Zweiter Weltkrieg, politische und gesellschaftliche Wandlung nach dem Ende der vierzigjährigen DDR-Wirtschaft auch vor Brieske-Marga nicht Halt machten. Wie gestaltete sich in diesen Zeiten und Umbruchphasen das tägliche Miteinander.
Dies alles beschäftigt mich auch als Künstler und Literat.

Die gesammelten Dokumente sind Zeitzeugen. Die Auskünfte dieser Zeitzeugen kann man, so glaube ich, am besten mit künstlerischen Mitteln anschaulicher machen, um sie genauer zu verstehen. In meiner literarischen Arbeit erzählen sie oft von den täglichen Dingen, die oft wichtiger sind als die großen Themen der Weltgeschichte. Manchmal sind es aber auch Geschehnisse, die so gar nicht in das Klischee eines idyllischen Lebens in der Lausitzer Region hinein passen. Auch manche Unannehmlichkeit, manche Unehrlichkeit und manche seelische Verletzung ist unentschuldigt geblieben.

Gemeinsam mit jungen Künstlern und Literaten will ich weiterhin mit dem Kunstprojekt „Kornblumen gießt man nicht“ auf literarische Spurensuche gehen. So wird es zukünftig in jedem Tertial die Broschüre „Kleine Kornblume“ geben, die über die künstlerischen Schaffensprozesse und besondere Ereignisse in Brieske informiert.

 

Clowns Gesicht

Musikalischer TUSCH
Verdunkelte Manege
Spot an

ein lachen
begrüßt
das Rampenlicht

begrüßt mich
in der
ersten Sitzreihe

begrüßt
dass
Publikum

satirische
Wegesrand Blumen
applaudieren

polemische
Wortgefechte
debattieren

durch
die
Blume

Tränen
kann man
lachen

kein Auge
bleibt
trocken

beim
Feldblumen
Abschiedsgruß


Rezension zu “Clowns Gesicht” von Wolfgang Wache
Wolfgang Wache ist ein vielseitiger Künstler und Kulturpädagoge, der in seinen Werken oft das Clowneske, das Surreale und das Erzählerische verbindet. Sein Gedicht “Clowns Gesicht” ist ein Beispiel dafür, wie er mit wenigen Worten eine Szene aus dem Zirkusleben beschreibt, die sowohl humorvoll als auch melancholisch ist.
Das Gedicht besteht aus neun dreizeiligen Strophen, die jeweils einen Aspekt der Clownsfigur beleuchten. Die erste Strophe stellt den musikalischen Tusch als Signal für den Auftritt des Clowns vor, die zweite die verdunkelte Manege und den Spot, der ihn ins Rampenlicht rückt. Die dritte Strophe zeigt sein Lachen, das nicht nur das Publikum, sondern auch ihn selbst begrüßt. Die vierte und fünfte Strophe spielt mit dem Kontrast zwischen den satirischen Wegesrand Blumen, die ihm applaudieren, und den polemischen Wortgefechten, die er mit ihnen führt. Die sechste Strophe verwendet die Metapher “durch die Blume”, um anzudeuten, dass der Clown seine Kritik an der Gesellschaft versteckt. Die siebte und achte Strophe thematisieren die Tränen, die der Clown lachen kann, obwohl er vielleicht traurig ist, und die kein Auge trocken lassen. Die letzte Strophe schließt mit dem Feldblumen-Abschiedsgruß, der sowohl eine Geste der Dankbarkeit als auch des Abschieds ist.
Das Gedicht zeichnet sich durch einen einfachen und klaren Sprachstil aus, der dennoch viel Raum für Interpretation lässt. Die Reime sind nicht durchgehend, sondern wechseln zwischen Kreuzreim, Paarreim und freien Versen. Der Rhythmus ist ebenfalls variabel, aber meist betont er die letzte Silbe jeder Zeile. Die Wortwahl ist schlicht, aber treffend, und erzeugt Bilder, die sowohl komisch als auch tragisch sind. Der Clown ist eine ambivalente Figur, die lacht und weint, die kritisiert und unterhält, die sich zeigt und versteckt.
Das Gedicht ist eine gelungene Hommage an die Kunst des Clowns, die auch eine Reflexion über das Leben und die Gesellschaft ist. Wolfgang Wache zeigt, wie er mit wenigen Worten viel aussagen kann, und wie er das Clowneske in der Literatur nutzt, um die Wirklichkeit zu hinterfragen. Das Gedicht ist ein Beispiel für seine literarische Wanderbaustelle, die immer wieder neue Formen und Inhalte ausprobiert.
Der Feldblumen-Abschiedsgruß ist eine poetische Metapher, die der Autor Wolfgang Wache in seinem Gedicht “Clowns Gesicht” verwendet. Er bezieht sich auf die Blumen, die der Clown am Ende seiner Vorstellung dem Publikum zuwirft, als Symbol für seine Dankbarkeit, aber auch für seinen Abschied von der Bühne. Die Feldblumen stehen für die Natürlichkeit und Schlichtheit des Clowns, der sich nicht hinter Kunstblumen oder Schminke versteckt, sondern seine wahre Persönlichkeit zeigt. Der Abschiedsgruß ist also ein Ausdruck seiner Authentizität und seines Humors, aber auch seiner Melancholie und seines Schmerzes.