Dranbleiben

Ich habe gerade einige Tage nach meinem 72-sten Geburtstag, mein Herz an ein Bilderbuch verloren. Und an den Clown, der vor allem Ja sagte … nämlich zu sich selbst.
Poetisches Plädoyer, das zu tun, was man möchte.

„Vor genau 60 Jahren nahm der wunderbare Bilderbuchverlag NordSüd in der Schweiz seine Arbeit auf und brachte als erstes das Buch DER CLOWN SAGTE NEIN heraus. Eine bezaubernde und wegweisende Geschichte aus der Feder von Mischa Damjan. Ein Buch, das uns alle darin stärkt, das zu tun, für das wir geboren sind. Uns unsinnigen Vorgaben nicht anzupassen, sondern zu entfalten, was uns ausmacht.
Und nun ist nach 60 Jahren auch DER CLOWN SAGTE NEIN wieder da, dieses Mal passenderweise illustriert von Torben Kuhlmann, der längst seinen ganz eigenen Weg gefunden hat, Bilderbücher für Kinder zu machen, und uns damit regelrecht in Atem hält.
Nein, sagt der Clown, als er wieder die lustige Nummer mit seinem störrischen Esel in der Manege aufführen soll. Und nein sagt auch Theodor, der Esel, der in Wirklichkeit gar nicht störrisch ist. Dressur muss abgelegt werden. Nach anderer Leute Pfeife zu tanzen, das war gestern. Und auf Peitschenknallen zu reagieren, nun, das ist wirklich nichts für den Clown Petronius, den Esel Ferdinand, den Löwen Gustav, das Pferd Ferdinand, den Hund Otto und die liebenswerte Giraffe Luise, die endlich nicht mehr ihren langen Hals für Kunststücke gebrauchen möchte. Die sechs steigen aus, verlassen den Zirkus und beschließen schließlich, ihren eigenen Zirkus zu gründen. Wo sie das tun, was sie wirklich tun möchten. Weil sie es gut können, weil sie es mögen und weil sie es für richtig halten. So was ist ja noch nie passiert! Jeden Abend steht Petronius, der lustigste Clown der Welt, zusammen mit dem störrischen Esel Theodor in der Manege und begeistert das Publikum. Doch heute sagt er Nein. Es macht ihm keinen Spaß, den Narren zu spielen. Viel lieber möchte er Geschichten erzählen – für Kinder und Poeten! Theodor und andere Tiere folgen ihm, um ihren Traum von einem eigenen Zirkus zu verwirklichen, in dem niemand zu einem Kunststück gezwungen wird.
Ihr Zirkus ist einer für all diejenigen, die gern das sehen, was von Herzen kommt. Für all die Kinder, Poetinnen und Poeten des Lebens. Genau wie dieses Buch“

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Bei einer meiner Lesungen.
Ich verwende gern das Stilmittel
der Clownerie in meinen Texten.
Als Alias Max stelle ich z.B. skurrile
Betrachtungen über das
Leben an.

Einige Tage ist es her, da besuchte uns Uli Schmidt in den Vereinsräumen auf dem Margahof 3.
Er übergab mir eine Luftballonblume und sang für mich ein Geburtstagslied. Wir sprachen von den vielen künstlerischen Aktionen, die wir einst allein oder auch gemeinsam mit vielen Akteuren in der Kultur- und Kunstszene erleben durften. Was kann man mit dieser Vergangenheit anfangen? Vergangenheit kann man in den Erinnerungen aufbewahren. Man kann künstlerische Aktionen auch wieder neu beleben. Wir redeten davon, wie man sein Publikum weiterhin mit gespielten und dargestellten Geschichten begeistern kann. Wie man Anregungen zum eigenen Tun an die junge Generation vermittelt. Wir stellten fest, dass es uns immer noch große Freude bereitet, durch unsere Bewegung etwas in der kulturellen Bildungsarbeit bewegen zu können. Niemand zwingt uns dazu, es ist immer noch der alte Traum von der Verwirklichung der eigenen künstlerisch und kulturellen Schaffensprozesse. Nach dieser herzlichen Begegnung mit einem alten Freund musste ich zu einem Projektauswertungstermin nach Großräschen. Dort ergab sich ein kurzes Gespräch mit der Kulturministerin des Landes Brandenburg. Bei diesem setzte ich den Schwerpunkt auf zukünftige Perspektiven für die junge Fachkompetenz im Bereich Literatur, Kunst und Kultur. Ich hatte nur kurze Zeit, alles auf einen Punkt zu bringen, dann rief irgend so ein Wichtiger: „Wir machen jetzt ein Foto mit Frau Minister und den Anwesenden!“. Dann suchte sie ihre Jacke. Dann nahmen alle Teilnehmer um Frau Ministerin Aufstellung. Lächeln. Der Fotograf bedankte sich für das Erinnerungsfoto von der vergangenen Begegnung. Ich hatte die Chance genutzt, um ein kurzes Gespräch mit der Frau Ministerin zu führen. Ob es bewirkt, dass wir die Grundvoraussetzungen für unsere weitere Wirkungsstätte (Zirkus) schaffen können? Wir bleiben dran.
Dranbleiben.


Wochenthema 39kw21
vom 27. September bis 3. Oktober 2021
dranbleiben

Herzlich willkommen beim Lausitzer Lyrikfestival 2021!

Herzlich willkommen beim Lausitzer Lyrikfestival 2021! Kommen Sie vorbei! Bleiben Sie stehen! Setzen Sie sich! Fragen Sie! Hören Sie! Erzählen Sie!

Darauf freuen wir uns beim 9. Lausitzer Lyrikfestival / 3.-5. September

Das waren die Tage des offenen Ateliers am 21. und 22.08.2021 in der Begegnungsstätte & Galerie MARGA

Das Besucheraufkommen an den Tagen des offenen Ateliers ist am Samstag und am Sonntag der meteorologischen Situation angepasst. Am Samstag durchgängig sonnig, nur hin und wieder huscht eine Wolke durch die Lichtstrahlen des Feuerballs – heißt, es ist ruhig, wir beiden Zentralgestirne ziehen unsere Bahnen durch die leeren Atelier- und Ausstellungsräume, eine Handvoll Gäste gleiten in größeren zeitlichen Abständen über unsere Wege. Der Sonntag ist durchwachsen – während eines heftigen Regenschauers am späten Nachmittag sitzen die etwa ein Dutzend Besucher im Platz des Friedens 2 fest und beschließen, es sich auf eine Weile bei netten Gesprächen gemütlich zu machen. So gelingt eben Kunstvermittlung auch, wenn man eine Sommertagshusche bestellt und dann ein paar Minuten mehr hat, etwas länger vor den Fotos, Grafiken, Tonfiguren etc. zu verweilen. Da es nun im Himmelsgewölbe auch noch beginnt zu grollen, bleibt Zeit für eine Lesung aus den eigenen Lyrikbänden oder die ein oder andere Entstehungsgeschichte z.B. zu den LandArt-Bildern „Du hast mich nicht mitgenommen“ und „Ich wohne hier“. Nun also doch noch den Text „Es zerreißt mich“, vom Autor Wolfgang Wache persönlich vorgetragen, und schon ist man mitten im Gedankenaustausch zu den eigenen schöpferischen Ambitionen und dem Wunsch nach Begegnung und Austausch. Die Flyer zu den „Kreativen Donnerstagen“ jede Woche ab 16 Uhr im MARGA-Atelier, die bisher übersehen wurden, werden interessant, werden in Vorfreude mitgenommen – „wenn es sich einrichten lässt … dann bis Donnerstag…“.

Die Filme von den Kunstpleinairs 2017 bis 2019 auf dem Marktplatz vor der Galerie MARGA überraschen sogar uns, da wir sie schon eine ganze Weile nicht mehr angeschaut haben. Ja, es ist eine Vielzahl von Aktivitäten, die der Verein „Ich schreibe!“ in den letzten Jahren ehrenamtlich gestemmt hat. Obwohl es weiterhin unser Kampf bleiben wird, das ehrenamtlich in hauptamtlich, in sozialversicherungspflichtig umzuwandeln. Auch dies Gesprächsthemen an diesem Wochenende, dass Kulturarbeit und Kulturelle Bildungsarbeit finanziert werden MUSS, dass Künstler und vor allem Kulturpädagogen berufliche Perspektiven und ein Minimum an finanziellen Sicherheiten brauchen. Schließlich kann nicht jede/r ein Ingenieursstudium absolvieren.
Stühle und Tisch im Freien, vor unserer Ateliertür werden zum Forum für die desolate, teilweise aussichtslose Situation der Menschen in der Lausitz. Ja, auch Corona und die Auswirkungen auf das Gesellschafts-, Berufs- und Privatleben ist ein Thema. Der Regen lässt sich mit einem Tuch vom Tisch wischen, die Belange der Menschen nicht. Auch der „Strukturwandel in der Lausitz“ ist ein Thema. „Wir wollen nicht immer nur das Negative sehen“, sagt eine Besucherin und sucht nach einem Lichtblick, nach einem Ausweg aus ihrer Verzweiflung. Ich stimme ihr zu und denke an die Drucke meines Holzschnittes, die im Atelier zum Trocknen ausliegen. „Eine Wand / Eine Wand / Eine Wand / Ein offenes Ende“ ist da zu lesen. Die Worte sind umgeben von Mauerresten und splitternden Dachbalken eines Abrisshauses. Mit alten Steinen kann man Neues aufbauen – es ist mühsam, langwierig und man braucht Hände, die mit anpacken.

SONNTAG „Es zerreißt mich“ 17 Uhr

Lesung von
Wolfgang Wache

Unser Atelier hat für euch geöffnet:


Samstag, 21. August 2021 von 14 – 18 Uhr / 18:30 Uhr „ein Haus – zwei Leben“
Sonntag, 22. August 2021 von 11 – 17 Uhr / 17 Uhr „Es zerreißt mich“


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